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Als
die Nr.1 ist diese Karte sozusagen der
"Kolumbusfalter" der Alb-Verlagsreihe! Zwar gibt
es mindestens fünf Nummer Einses, aber dieses
Motiv sieht regelrecht
nach "das erste Testbild" aus, finde ich. Diese
Szene am Kloster Heiligenrode - jenes idyllisch
gelegen Nähe Autobahndreieck Stuhr bei
Delmenhorst - ist gleiche Machart,
gleiches Thema wie die anderen
Alb-Anfangsnummern mit Landstrasse und Pfarrhaus
(Nr.593 + 596 unten, beide als Nr.2), der Burger
Wassermühle, dem Höftdeich und
dem Torfkahn in Borgfeld. Eine Bildserie mit
Motiven, die sehr viel Ruhe und Stille
ausstrahlen. Besinnlichkeit am Gewässer mit Boot
in ländlicher Landschaft. Solche Orte
sind für einen Fotografen auch gut zum üben und
zum Kamara einstellen, bevor man sich dann
mitten ins Innenstadtgetümmel wirft.
Eine Kurzmessage als Drucksache an Fräulein Emma
Perger, am 19.3.1903 in die Brabanterstr. 27 in
Cöln: "Herzlichen Gruss, Dein Julius".
Also ziemlich exakt hier hin -> ok,
eigentlich genau gegenüber, aber der
erste Link zeigt somit den Ausblick aus dem
Fenster der 27 - und das ist doch auch mal
schön. :)
Dem Kartenmotiv wird ziemlich sicher dieser Streetviewblick
(2024) entsprechen.
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Nr.593
Originaltitel:
"Landstrasse von Dreye a. d. Weser nach
Riede." Eine Nr.2 von Alb.
Rosenthal.
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In diesem Falle
eigentlich von Riede nach Dreye / hier von unten (2024),
denn nur Richtung Bremen steht die Mühle
rechts und eine weitere Mühle gab es wohl auch
damals dort nicht.
Adressat wieder Frau Pastor Gossel, Hechthausen (wie
Nr.583 Höftdeich), 12.6.1904.
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Hier
unter "Bremen umzu" setze ich ein paar schöne
Umlandbilder rein, die ich so mehr oder
weniger zufällig finde, die eben in die Reihe
passen, weil sie z.B. von Alb. sind,
oder die die Verkäufer sowieso grad' preiswert
mit im Programm haben, oder wenn aus Bremen
grad' nix neues Altes mehr drin ist, ich aber
noch Lust habe, irgendwas zu entdecken,
das 'nen Flow bringt. Das Motiv muss aber
schon irgendwie besonders eindrucksvoll, also
gut durchkomponiert sein oder sonst
interessanten Inhaltes sein. Lediglich "alt
und aussem
Dorf" allein genügt mir da nicht. Dieses Motiv
hat schöne Tiefenwirkung aufgrund des
Fluchtpunktes, ist ebenso schön
durchcoloriert, vor allem ist's eine Alb.Nr.2
aus der landschaft-
lichen Besinnlichkeits-Serie. |
Sehr
oft bin ich Ende der 80er damals mit meinem
Vater diese Landstrasse entlang gefahren, in
diese Richtung vom Modellflugplatz aus nach
hause, an Sommer- wie Winterabenden,
wenn wir nachmittags lange draussen waren und
auf der Rückfahrt schon die Dämmerung
einsetzte und wir uns auf das gemütliche
Gucken unserer - für 1988/89 noch recht
exklusiven - Modellflug-Luftaufnahmen freuten.
Manchmal mit erfolgreichen Jungfernflügen
neuer Modelle im Gepäck, sehr oft auch mit
Schrott für die Tonne zuhaus.
Je nachdem also mit ganz unterschiedlichen
Gemütslagen auf der Rückfahrt. Aber doch immer
mit Bezug zu Landschaft, Jahreszeit, Wetter
und Wind. Lang, lang ist's nun her für
mich heut'... und ich finde es immer wieder
ein erhabenes Gefühl, wenn ich quasi in so
einem Gemälde tatsächlich früher mal, vor
langer Zeit, selbst ein Stück weit darin
gelebt
und es belebt habe! |
Diese
Wirkung unterscheidet ein Ölgemälde so
besonders von einem Foto oder Film, finde ich.
Diese intensive Aura der Theatralik, die von
den weich gemischten Farben als gedämpftes
Licht ausgeht, als seien die einzelnen
Farbtupfer gar nicht selbst bildhaft
manifestiert,
sondern als seien es lediglich Tropfen einer
flüchtigen Wasserspiegelung, die Spiegelung
einer vom Betrachterstandpunkt aus nicht
einsehbaren Leinwandebene.
Fatamorganahaftes Ineinanderflirren kleinster
Bildanteile, dennoch durch den Maler in deren
Essenz bewusst gefiltert, wie auch das Motiv
ansich uns scheinbar bewusst die
Flüchtigkeit des Wind- und Lichtspieles
offenbart, welches melodiengleich die
immerwährende Veränderung im steten Schema der
fliessenden Reise gen Horizont begleitet.
Ein Punkt, im fernen Dunst noch liegend, uns
lockend fokussieren lässt, ein Blick wie auf
die Mitte des Ziffernblattes einer Uhr, doch
auch im nächsten und immer wieder nächsten
Augenblick die glitzernde Ferne gleichwohl wie
reine Kulissenmalerei aus Aquarell, bisher
immer nur dort verweilend, sich nun aber die
Nähe plötzlich keck hervorhebt, mit Konturen
sich scharf herauszustechen sucht, alsbald
Formen zeichnet und wie der freche Tanz der
Mücken über dem allabendlichen Tau uns einen
Moment lang aufspielt. Uns die Gegenwart
in allen Farben freudig versprühend,
verkörpernd und darstellend, bis die Szenerie
so geisterhaft vorbeigehuscht wie sie zuvor
aus dem Grau erschien und sie hinter uns sich
wabernd auflöst und wieder mit der Ferne, nun
anderer Spielart, sich vereinend. |
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Nr.596
Pfarrhaus in der
Heide.
Wieder eine Alb. Rosenthal, hier ebenfalls wieder eine
Nr.2.
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Und wieder an das
Fräulein Emma, hier ebenfalls 19.3.1903 nach
Cöln, Brabanterstr. 27.
Also genau wie
die Nr. 374 Kloster-Karte oben. Und die 374
habe ich schon soooo lange! Diese hier erst
relativ kürzlich erworben.
Ob die beiden Karten jeweils vom
gleichen Absender sind, habe ich noch nicht
nachgeschaut, der Anlass muss jedenfalls
derselbe gewesen sein,
denn beide Karten sind ja am 19.3.1903
abgestempelt.
Wo das Haus hier auf dem Motiv genau
ist, ist nicht zu sagen. Irgendwo in der Heide
halt ebend.
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Nr.793
Ortschaft Leeste im Süden Bremens. Villa
Struthof. An Fräulein Gesine
Beckmann in Brammer bei Harpstedt. (Stempeldatum
nicht lesbar.)
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Im
Brammer gibt es ein Naturschutzgebiet mit
Wiki-Eintrag -> so lernt man es mal kennen.
Die Villa Struthof befindet sich im Dorfkern, wo
natürlich alle älteren Gebäude zunächst
versammelt waren, und jene alten Häuser heuer
immer noch sind, wenn sie noch existieren.
Es ist allerdings auf Maps nicht ganz leicht zu
sagen, welche Seite hier gezeigt ist, hier schön
in der Sonne in der Globusansicht von
Süden her, ich nehme aber stark an, es ist
die andere Seite, also die Strasse hier wäre
demnach die Leester Str. gen Sünden (Die
hiesigen Häuser im Hintergrund lassen sich auf
maps nicht finden/zuordnen.)
Hier noch eine schöne Streetview-Ansicht (2024)
des Hauseinganges.
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Die
Karte ist vom Verlag Schierenbeck &
Schmidt, Leeste. Das Motiv von Photograf
J.H.Eickhorst, Erichshof.
Und letzterer Name kam mir bekannt vor, und
dazu fällt mir die Geschichte ein, dass ich
bei Foto-Eickhorst (gibt's wohl heute noch) im
Jahre 1995 mein Ladies-of-Spirit-Videocover
habe machen lassen (auch die
Plastikboxen/Hüllen und die VHS-Kopien
bestellt, also Komplett-Paket).
Das Videocover war ein simples
Din-A4-Papierblatt als Einschieber in die
Plastikbox. Dennoch lief es damals so ab, dass
ich das Layout mit Bleistift vorskizziert
hatte, welcher Text
in welcher Schriftform und Farbe an welche
Stelle sollte, dann hatte ich einen Fotoabzug
beigelegt, von welchem die Cheerleader
entsprechend ausgeschnitten werden sollten.
Und dann telefonierte man einige Male hin und
her und ich bekam einige Faxe mit dem jeweils
ausgearbeiteten, neu besprochenen und
ausgebesserten Entwurf (jene Faxe
natürlich nur in schwarzweiss), und als am
Ende alles wie gewünscht gesetzt und justiert
war, dann gab ich mein OK zum Druck dieses
Video-Einlege-Papier-Covers.
Das Ganze kostete dann in etwa soviel wie
heute ein guter Gebrauchtwagen (lag nicht an
Eickhorst, war generell so, Eickhorst war
demnach der für mich preiswerteste
Anbieter, nachdem ich mich durch halb
Norddeutschland mittels Gelbe Seiten und
mittels Annoncen-Infos aus Fachzeitschriften
telefoniert hatte).
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Aber
schon im Jahre 1996 konnte ich das nächste
Cover zum Zwecke des Geldsparens immerhin
schon selber in einem Copy-Shop auf diversen
Kopiermaschinen zusammen-
frickeln. Also die Texte, die ich vorher auf
Schreibmaschine schrieb (kursive Wörter mit
ausgewechseltem Typenrad -> ca. 50 DM, eher
weit mehr, fürs extra gekaufte Kursiv-Rad)
dann als Kopie neu in verschiedenen Farben
ausdrucken, vor allem ersteinmal die Größen
aller Elemente in vierschiedenen Prozentwerten
zum späteren Einpassen kopieren.
Dann alles ausschneiden und layouten, d.h.
einzeln aufkleben auf ein neues Blatt und die
Ränder mit Tipp-Ex weissen. Für das
Ausschneiden des Titelfotos ein spitzes
Skalpell
benutzt. Zum Schluss dann die fertig geklebte
Vorlage wieder auf Farbkopierer im Copy-Shop
vervielfältigt. Aber immerhin: Was für
ein Fortschritt gegenüber dem Jahr zuvor! :))
Und was für ein Fortschritt gegenüber dem
Jahre 1990, also noch sechs Jahre vorher, als eine einzige - auch
noch relativ schlechte - A3-Farbkopie noch
über 10 DM kostete. :) |
Im
Jahr 1998 konnte ich dann schon meine
Videocover komplett mittels
Computer+Scanner+Drucker ganz selbermachen.
Aber immernoch mussten Fotos auf Papier
entwickelt
werden und dann gescannt werden, und die
Druckerpatronen waren immernoch unökonomisch
teuer, also viel zu teuer um damit allerlei
Experimente und Spielereien oder
auch nur Vollfarb-A4-Ausdrucke in Serie machen
zu können. Und das Nachfüllen der Patronen mit
Spritzen war eine elendige Sauerrei und die
Druckköpfe verklebten schnell,
was einen ganz neuen Drucker zu kaufen
bedeutete, der aber wenigstens (weil dann
wieder inklusive einer frischen Patrone) in
etwa genauso kostete wie nur die Patrone
allein.
ABER: Was für ein immenser Fortschritt
gegenüber drei Jahre zuvor! :))
Ab 2005 hatte ich meine erste kleine
Murkel-Digicam, ab 2013 eine
Spiegelreflex-Digi und erst ab 2023 einen
Multitank-Drucker, der nun erstmalig
tatsächlich halbwegs
ökonomisch zu betreiben ist und nahezu
perfekte Drucke liefert (das richtige Papier
vorausgesetzt).
Na ja, gut... andere Leute hatten schon Mitte
der 80er hochwertige Computer und Drucker,
dafür hatte ich bereits 1988 das
8mm-Videosystem, das im Prinzip schon
halb-digital
war, mit dem man, wenn man zwei Geräte davon
besass, bildgenau scheiden konnte, also auch
Tonspuren exakt synchronisieren konnte, und
mit dem man sogar bis zu
18 Std. Musik (je 3 Std. auf sechs Spuren) auf
einer Kassette zusätzlich zu 3 Std.
Video+Ton (!) in Stereo und in PCM-Qualität
aufnehmen konnte.
Fazit: Es kommt halt immer darauf an,
ob man ein Early-Adopter sein will, ob man's
unbedingt braucht und haben will, oder eben
nicht, oder ggf. erst sehr viel später nutzt,
wenn die Preise entsprechend gesunken sind.
Jedenfalls VHS-Kassetten in Klappboxen mit
Papier-Einlegern als Cover kennt heute
schon gar keiner mehr. ^^
Und das alte Eickhorst-Haus in der Erichshofer
Str.26, das noch auf maps zu sehen ist, hat
auf Streetview bereits einer neuen
Grundstücksaufteilung mit drei Einzelhäusern
Platz gemacht. Es sieht also so aus, als gäbe
es nun auch Foto-J.H.Eickhorst schon nicht
mehr in der Erichshofer-26... ja, der Laden
ist Geschichte, in diesem Artikel steht's.
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