
Nr.819
Kein Datum. Herrn
und Frau Heinz Grenz, Oberhausen,
Mülheimerstr., Firma (??)
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Liebe Menschen! Also hier in Bremen ist
es ganz nett, bin augenblicklich in
umstehenden Restaurant beschäftigt.
Herzl. Gruß Letta
(oder Etta / Utta / Lotte / Lotta)
Dieses
Tivoli-Eck mit Konzertgarten wäre doch mal
wieder ein tolles Diorama im Maßstab 1:87
oder 1:45 wert!
Allein diese
grünen Bäumchen hier auf dem Blid wirken
doch genauso richtig zuckersüss zum
Reinbeißen, wie diese zuckrig-flockigen
Frühlings-Obstbäumchen in einer dieser
Dreier-Blisterpackungen von NOCH oder
Kibri, z.B. NOCH-Packung Nr.25111.
Sehr zuckrig auch die 25112. Oder Kibri Nr.B-6280
(wenn es schon etwas satt-grüner sein
darf).
Also das Tivoli wäre wirklich ein tolles
Modell-Diorama! Vielleicht noch mit den
Häusern auf der anderen Strassenseite.
Oder gar mit dem ganzen Hauptbahnhof und
dem
Bahnhofsplatz mit den Hotelfassaden und
dem Stadtbad. Im Bahnhof hat man dann auch
wieder die Züge, die man fahren lassen
kann. Und die ersten elektrischen
Strassen-
bahnen auf dem Vorplatz. Jo mei, des wär'
scho' fesch! Dann natürlich mit dieser
Lichterketten-Beleuchtung, wie hier auf
dem Bild. Und mit den Laternen auf dem
Bahhofsplatz
für die Nachtstimmung.
Im Jahr 1984 war mein ganzer
Beleuchtungsstolz auf meiner 1:87 Anlage
eine Telefonzelle mit Licht! Wenn ich dann
das Raumlicht ausknipste und Nachtstimmung
anschaltete,
dann leuchteten die Fenster der Altstadt,
ein paar Strassenlaternen, die
Bahnsteiglampen am Bahnhof, dann natürlich
die Stirnlampen und Waggonfenster der
vorbeifahrenden
Züge und eben jene wirklich geile
Telefonzelle! Der Hingucker!!!
Tja, die Fonboxen waren 1984 tatsächlich
noch Usus und es gibt sie heute nicht mehr
im Stadtbild. Aus und vorbei.
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Nr.820
Tivoli, Gesellschaftssaal.
Eine
Rosenthal ohne Nummer.
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27.8.1907 Herrn R.
Ernst, Brake, Georgstr. 6. Das wird
damals etwa an dieser Strassenecke hier
gewesen sein (Streetview2025).
Eigentlich Kategorie "Innenräume", aber
passt hier deutlich besser
rein. Die
herzlichsten Grüße von hier sendet
Georg. Frau Thams &(?)
Schumacher.
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Eintrittskarten
Zwei
originale Eintrittskarten aus jener
Hoch-Zeit des Tivolis. Da haben wir
einmal: zur Strauss-Operette "Wiener Blut"
und sechs Tage später zu "Der Sterngucker"
von "F. Léhar".
Beide wohlmöglich von einem
Theaterkritiker, der dann alleine
hinging und alle paar Tage viel zu
tun hatte, seinen Bericht darüber zu
verfassen. Oder aber, hier hat ein
Mädel aus
Gründen der Erinnerung an
romantische Momente ihre geschenkt
bekommenen Date-Einladungskarten
behalten (Montag mit Typ Nr.1,
Sonntag mit Kerl Nr.2). Wir wissen
es nicht!
Mit "Wiener Blut" jedenfalls
assoziiert man heute wohl eher den
Song von Falco, als die
Strauss-Operette.
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Wobei
Falco sicherlich Anlehnung
an die Operette genommen
hat, und zugleich vermischt
hat, mit seinerzeitigen
Anspielungen auf die
politische Situation in
Österreich, also auf die
Vertreter der politischen
Kaste mitsamt all ihren
Verstrickungen in allerlei
Skandale. Es ist sehr
wahrscheinlich, dass das
Strauss-Stück schon solche
zeitgenössischen
Satire-Pointen
beinhaltete und von Falco
dann noch aufpotenziert
wurde. Das ist mir aber
letztlich alles zu hoch...
was und wer genau da, wo mit
wem, gemeint war... und es
weiß wohl auch sonst
heute keiner mehr so genau.
Das Wiener Blut
steht auf alle Fälle für die
Blaublüter, also für
den Adel.
Zitat aus Falco: ...
mit Mord und Totschlag
ham' wir nix am Hut...
der Dekadenz hab'n wir
oa Preis verlieh'n...
dabei san wir moralisch
überblieb'n... auch im
Club 45 samma drin...
dort
sind wir unter uns dann
sehr intim...
Was
allein dieser "Club 45" ist,
wusste ich nie, heute
steht's in Wikipedia.
Aber wie gesagt: die
komplette Dechiffrierung des
Falco-Textes in Bezug
zum Strauss-Inhalt, zur
politischen Entwicklung
Österreichs im historischen
Kontext (also zur Zeit vor
1900) sowie zur
Politik-Szene der
80er-Jahre, wird bei Falco
wohl keiner mehr
hinbekommen, das wird keiner
mehr exakt entschlüsseln
können... zu viele
Interpretationen sind
möglich, zu viel ist in
Vergessenheit geraten, zu
unerheblich ist es heute
geworden.
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Und
beim Sterngucker
assoziiert man entweder
diverse Observatorien und
Weltraumteleskope oder aber
sofort den NDW-Ohrwurm "Ich
seh' den Sternenhimmel"
von Hubert Kah.
Das Ding war so dermaßen
populär und einschlägig,
dass man, wenn man zur
Hoch-Zeit der Neuen
Deutschen Welle über den
Freimarkt ging, es an jeder
zweiten Bude um und
in die Ohren gehauen bekam!
Desweiteren im Autoradio,
Hitparade, Kinderdisco...
überall! So wie dann später
in den 90ern z.B. "Tribal
Dance" von "2 Unlimited", wo
dann auf den
Cheerleader-Meisterschaften
gefühlt 9 von 10 Teams
diesen Song betanzt und
berockt hatten... tja...
lang, lang ist's her...!
Oh,
Sterne lasst mich nicht
allein... oh, Sterne, kann
denn Lieeeebee Sünnnndeee
seiinnn.....???
Iiii seh'
den Stäääärnenhimmel...
oho!
Der
Unterschied zwischen Oper
und Operette besteht
übrigens darin, dass in der
Operette auch gesprochen
wird, es also schon mehr in
Richtung
Theaterstück/Musical geht,
und die Operette somit im
Ganzen eine sehr viel
leichtere und
unterhaltsamere Kost ist,
als eine durchweg eher
deftig angelegte
"Nur-Gesang-Oper".
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