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Nr.653
Frauen mit Eimern. Originaltitel:
Habenhausen a. d. Weser bei Bremen.
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Rückseitig
steht: Etablissement Schierloh's
Sommergarten, Fernsprecher 4400.
Versandt am 13.7.1910 nach Hammersbeck.
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Auf
der sw-Version dieses Motives, welche mir auch
vorliegt, steht auf der Bildseite:
Gruss aus
Habenhausen. Durch Vermittelung des
Grossen Kurfüsten von Brandenburg
wurde hier im Jahre 1666 der
Frieden von Habenhausen zwischen Bremen
und Schweden geschlossen. Und
ganz rechts über dem Weg steht noch:
Schierloh's
Sommergarten.
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Eimer
werden heutzutage in Habenhausen gar nicht
mehr so am Schultergestell und auf dem Kopf
getragen, ist etwas aus der Mode gekommen.
Man erkennt hieran, dass damals quasi gleich
am Stadtrand die Dritte Welt begann! Für das
Foto haben sich die Frauen sicherlich extra
etwas schicker gemacht als sonst und auch
die Eimer geputzt. Es gab noch keine
befestigten Nebenstrassen zu den Wohnhäusern,
bei Regen alles Matsch! So war das noch teils
bis in die 80er Jahre im Bremer Umland.
In Schweden z.B. hat man erst um 2000 mit
Hilfe von EU-Geldern solche Sand und
Schotterwege durch ländliche Wohngebiete
asphaltiert. Also die Modernität hat - auch
bei uns
in Deutschland - auf dem Land quasi erst
"gerade eben" Einzug gehalten.
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Jedenfalls
trägt man heutzutage nichts mehr auf dem Kopf,
obwohl das von der Statik her der beste Platz
für schwere Lasten ist. Es schont bei längeren
Wegen das Kreuz und die
Arme werden nicht so schnell schlapp. Hingegen
schwere Lasten vor dem Bauch vor sich her zu
tragen ist schon rein statisch am ungünstigen.
Auch mit abgespreizten Armen schwere
Dinge über längere Wege seitlich vom Körper
mit verkrampften Fingern
zu tragen ist ja sehr
unbequem. Ein jeder kennt abgequetschte
Finger, wenn man volle Einkaufstüten oder
diese in Plastik eingeschweissten
Flaschengebinde auch nur 50m weit trägt.
Solche Schulterbalken müsste man heutzutage
mal wieder populär machen, zwecks Transport
alltäglicher
Einkäufe und Lasten. Das Gestänge kann man ja
dann bequem im Kofferraum des Autos lagern
oder am Fahrrad irgendwie eingklappt
festmachen. So eine Schulterpad-Konstruktion
wäre heute aus Aluminium und ausziehbar. Dann
hängt man sich Flaschen und Einkausftüten
darin ein und hat die Hände frei für
Schlüssel, Türgriffe und Fahrstuhlknöpfe.
Im Prinzip gehen ja diese riesen
IKEA-Umhängetaschen schon in die Richtung, die
sieht man ja öfter mal, werden aber meist auch
eher wieder nur am kurzen Griff in einer Hand
getragen, anstatt über der Schulter. Manchmal
sieht man noch Leute bei Umzügen was auf dem
Kopf tragen, z.B. Stühle, dann umgedreht mit
der Sitzfläche auf dem Kopf und tiefer
festgehalten an den Armlehnen.
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Zu
meiner Zeit, also um 1990, war es auch noch
so, dass, wenn man einer Mitschülerin
testweise schnell mal etwas von der
Tischplatte in den Schoss gefegt hat, z.B. ein
Radier-
gummi, diese dann ihre Beine
reflexartig.auseinander, statt
zusammengeschlagen hat, sodass das Radiergummi
dann doch auf den Boden fiel. Das rührte eben
ganz archetypisch
daher, weil Mädchen früher ausschliesslich
Röcke trugen und dann die Auffangfläche beim
Auseinanderspreizen der Beine gespannt wurde.
Sogar bei relativ burschikosen Mädels,
die immer Hosen trugen -> Beine instinktiv
auseinander. Hingegen Jungen / Männer ihre
Beine immer reflexartig zusammenschlagen, wenn
was vom Tisch runterfällt.
Weiss nicht, wie sich das seitdem
weiterentwickelt hat, wie das heute ist.
Müsste man mal 'ne gross angelegte Studie zu
druchführen, um zu ergründen, ob das wirklich
geschlechtsspezifisch "in Fleisch und Blut"
übergegangen ist, oder ob das in der
Kindheitsphase antrainiert wurde und sich das
schnell umlernen lässt. Das wär' doch mal was
Reelles für die Genderstudies-Leute. Zur Zeit
dieses Bildes hat man sich also, wie auch
heute noch in der Dritten Welt, ganz
automatisch und ganz ohne Scham schwere Lasten
auf den Kopf gepackt.
In der "Ersten Welt" gilt dieses praktische
auf-dem-Kopf-tragen aber bereits als ein
Indikator, Merkmal und Ausdruck für "typsich
Dritte Welt", steht für "typisch Armut und
Agrarkultur".
Immerhin der Trick mit dem "sag' mir mal ebend
wie spät?", wenn ein eingefleischter
Armbanduhrträger im Stehen ein Trinkglas in
der Hand mit der Uhr hält, funktioniert heute
noch
bestens! :) Kann man immer wieder mal
anschaulich austesten, wenn sich die
Gelegenheit dazu ergibt.
Und für das Tragen von Frauen selbst, da hat
man ja mittlerweile sogar für unwegsames
Gelände ganz praktikable Lösungen
gefunden! :)
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Nr.791
Titel: Schierloh's
Etablissement und Sommergarten.
31.12.1902 An Fräulein Anna Pött, Berlin
N., Chausseestr 45/46. Seinerzeit
wohl an dieser Ecke gelegen.
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Im
Originaltitel-Aufdruck fehlt ebenso wieder der
Punkt, um das Apostroph zu begründen. Also
entweder: Schierloh's. Sommergarten. Oder eben
ohne Punkt: Schierlohs Sommergarten.
Aber wer will das schon so genau wissen... ;)
Dabei ist das mit dem Apostroph doch im
Verhältnis noch ganz einfach zu merken und
anzuwenden, genauso einfach wie die korrekte
Verwendung von "als" und "wie" (mehr als,
genauso viel wie, als wenn). Da finde ich
andere Dinge, wie z.B. bestimmte Groß- und
Kleinschreibungen, komplexe Kommasetzung,
das Semikolon, Anführungszeichen und die
Gedankenstriche zur Hervorhebung, auch den
Einsatz von "zu" innerhalb von Satzbau und
Verben, teils auch das "m" statt "n" als
Endung
innerhalb eines Satzbaus mit "mittels" oder
"seitens" - und all so'n Zeugs - weitaus
schwieriger in deren Anwendung korrekt
einzuschätzen und auszuführen.
Selbst dergestalte Fragen, ob es "die Tür"
oder "die Türe" heissen muss - und was
altmodisch und was modern ist - sind da
schwerer zu klären, als lediglich das
Apostroph. Na ja...
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Schierloh's (hier ohne
Punkt und mit Apostroph, weil das Objekt, auf
das sich die "Besitzanzeige" beziehen soll,
nicht im weiteren Verlauf genannt wird. Somit
signalisiert das Apostroph
quasi als Abkürzung, dass hier eben ein Besitz
gemeint ist, weil "Schierlohs" sonst einfach
nur einen auf "s" endenden Namen oder Begriff
darstellen würde) liegt jedenfalls oben auf
der Nr.653 am rechten Bildrand. Jene 653 ist
ja auch eine Werbekarte von Schierlohs (hier
ohne Apostroph, weil hier die Familie
Schierloh selbst gemeint ist und nicht deren
Besitz.
Ich hätte natürlich auch "Werbekarte von
Schierlohs Sommergarten" schreiben können.
Oder aber "Werbekarte von Schierloh's".
Letzteres dann besagten würde, dass es sich
eben
explizit um eine Werbekarte bezüglich eines Objektes
des Familienbesitzes handelt - und
nicht bloss um eine Werbekarte, die lediglich
allgemein von der Familie Schierloh ansich
herausgegeben wurde) und diese zwei Karten
passen daher gut zusammen. ^^ :-)
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So
eine Situation, wo sich zwei Leute gegenüber
gleichzeitig fotografieren, nennt man
"Fotoduell". Perspektive in Google
maps-Streetview heute hier.
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