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Hillmanns Hotel
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Nr.728
Halle des Hillmanns. 1910 an Frl. Erna
Krueckeberg, Wallensen, Kr. Hameln.
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Nr.363
Veranda
mit Blick auf die Wallanlagen. ng.
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Klar,
das war im Ganzen damals schon Ausdruck so 'ner
Art Feudalherrschaft! Heute hat sich an dieser
Stelle sehr wahrscheinlich ein besser
gesellschaftstaugliches Schuhgeschäft,
ein Nagel- oder Tatoostudio, ein Döner oder ein
Handy-Laden eingenistet. Wir leben ja heute im
Zeitalter und in der Gesellschaftsform des
Konsums! Wenn man möchte, kann man
heute also zwischen x-tausend verschiedenen paar
Schuhen oder hunderten von Handy-Cases wählen,
deren Auswahl in der Gesamtheit natürlich auch
noch alle halbe Jahr komplett
wechselt! Man kann sich in der Innenstadt.ebenso
all paar Meter mit Fressalien von "Fastfood to
go" über "kulinarisch" bis "ganz edel mit
Kellner" vollstopfen lassen.
Etwas ausserhalb der Stadt.kann man dann
auch.noch schnell für ca. 39 € in die
Dominikanische Republik fliegen... = schön
das freut!! **freu**!
Aber wenn man z.B. mal zum Arzt
muss, gar zur Notaufnahme, wenn man also
medizinische Versorgung in Anspruch nehmen will,
bzw. muss, und sei es nur eine einfache
Augenklinik,
dann kommt man sich nicht nur vor wie ein
kaputter Sozialfall-Bittsteller auf dem Amt (ok,
man ist ja auch ein Bittsteller, aber eigentlich
nicht auf dem Amt), man sitzt - und steht (!) -
dann
dichtgedrängt stunden- und nochmal stundenang
mit reichlich und ebenso kranken Leuten dicht
gedrängt im Souterrain-Gang in einer Art
Atombunker, der sich wohl nur zur zivilen
Ablenkung "Klinik" nennt. Dann versucht man
angestrengt diese Art
"Volksempfänger-Lautsprecher" über der Tür im
Ohr zu behalten, aus der nach ca. 3-4 Stunden
der eigene Name und
die Raumnummer quäkt, bzw. gequäkt haben könnte.
Oder aber, der ist gar nicht in Betrieb und
irgendein mäuschenhaftes Klinikpersonal, das
kein "ü" aussprechen kann (wie haben die
bloss ihre Klinikzulassung geschafft?) versucht,
einen vom anderen Ende des. Bunkers aus
anzusprechen, was akustisch nicht ganz leicht
fällt, es inmitten des schreienden Babys und
dem Schlagbohrer herauszuhören...
Aber eine Aufruf-App fürs Handy
(wo man sich grad 'n Case für gekauft hat) oder
einen Podcast in die Hand an der Rezeption.zu
kriegen, oder irgendeine andere
Aufruf-Technologie,
wie z.B. ein besserer Lautsprecher oder gar ein
Bildschirm mit der Möglichkeit, den Namen oder
eine Nummer zum Patienten einzublenden, wäre
natürlich völlig übertriebene und wäre
natürlich nur eine unpersönlich-kalte
Sciene-Fiction-Apparatetechnik! (Wir sind ja
schliesslich keine Technokraten und keine
Roboter, sondern wir sind ja unter Menschen!)
Ausserdem
würde das alles wieder Geld kosten!! Was wollen
wir denn noch...?? Es wird eh schon alles
bezahlt... das müsste ja alles noch zusätzlich
erarbeitet werden... und wir alle im Lande sind
ja alle schon so voll beschäftigt! Wir leben ja
schliesslich schon in der besten aller
Welten...!
Im Krankenhaus selbst liegt man
mit mindestens zwei weiteren Leuten (meist mit
Alt-Nazis oder Neu-Islamisten) zusammen in einem
Zimmer, muss sich ein Klo teilen, es ist
entweder
zu heiss oder zu zugig im Zimmer, es gibt zwar einen
Fernseher aber keine Kopfhörer für alle
(eigene Laptops sind verboten) und man wartet,
wartet, wartet, bis der Oberarzt endlich
mal seine weibliche Gefolgschaft zu präsentieren
gedenkt! Der Gesamteindruck von Krankenhäusern -
und auch von Schulen (gepriesen sei die
Kreidetafel!) - u.ä. Institutionen ist der
von besagten Strahlenschutzbunkern mit
energiespar-fahlen, fensterlosen Gängen, ohne
assoziierten Hoffnungsschimmer, da je wieder
lebend rauszukommen!
Ja selbst diese Einkaufscenter,
Grossbahnhöfe und die Flughäfen in den
Vorstädten mit ihren ganzen Parkplatz- und
Lieferrampen-Anlagen sehen allermeist so
architektonsich-eklig aus
wie betrunken hingekotzt. Ja sogar sog.
"Familienautos" sehen heutzutage so
hässlich-aggressiv aus wie Transformer-Monster
im arabischen Wüstenkrieg!
Aber wie eingangs erwähnt: Unsere
gesellschaftliche Prämisse und Priorität ist
eben nicht die medizinische Versorgung,
ist nicht die Bildung, schon gar nicht
die Ästhetik von
Architektur oder infrastruktureller Mobilität,
ja nicht einmal eine hohe Lebensqualität im
allgemeinen Sinne ist unser Ziel, sondern unsere
Gesellschaftsform mit grösstem, gemeinsamen
Zielnenner basiert auf dem Kaufen von Schuhen
und Aftershaves, auf dem Konsumieren von
Kinofilm-Stoffpuppenfiguren, Neopren-Sportzeugs,
Fanware, Espressomaschinen, Pommes,
Eis, Pizzen und Dönern, basiert auf dem
gemeinsamen Besuch von Sportverantstaltungen,
Verkaufsmessen und Volksfest-Events.
Daher der Tip: Liebe Leute,
nutzt die diesbezügliche grosse Auswahl - und
geht mal wieder ordentlich Klimbim shoppen!!!
Oder in einen Freizeitpark zum Karussellfahren,
Wurstessen
und Biertrinken! Oder geht zum Fussball ins
schöne grundsanierte, durchgesponsorte
Fussball-stadion! Alternativ Tennis-, Golfplatz
und Yachthafen! Oder Kirche geht auch!! :)).
Diesbezüglich sind wir richtig gut aufgestellt!!
Alles Andere ist ja auch nicht so wichtig...
Denn Medizin, Bildung und aufgeräumt-saubere,
hübsche Ästhetik (es sei denn, letztere dient
dem unmittelbaren Verkauf) sind ja bloss
sozialitisch-kommunistisch-nationalitischer,
vor allem arrogant-feudalistischer
Schnickschnack.
Und solche Räume wie hier oben
abgebildet, findet man hierzulande höchstens
noch in Luxushotels für Milliardäre (eben genau
wie damals). Diesen Lebensstil nennen die
anderen,
die sich das nicht leisten können, dann
"Dekadenz". Solange, bis das Hotel Insolvenz
anmeldet und es von einem arabischen, russischen
oder chinesischen Investor übernommen wird.
Oder es wird halt abgerissen und es kommt dann
'n Würfelhustenfassaden-Shopping-Center hin. Zum
viele Schuhe drin kaufen. :) Bis man dann nur
noch im Internet kauft.
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Nr.390
Speisesaal. 11.11.1908 nach Schottland.
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Hier
auf der Karte betitelt mit "Hillmanns Hotel",
bei der Veranda jedoch (gleiche Kartenserie und
Aufmachung): "Hillmann's Hotel".
Man konnte sich also wohl damal's schon nicht
entscheiden, wo, wann und warum man
apostrophiert...
Ich merke / sehe, ich habe hier das "Hillmann's"
auf den Seiten auch mal mit, mal ohne.
Es ist - vom Grammatikalischen
mal ganz abgesehen - schwer zu definieren, warum
das Apostroph praktiziert wird. Probiere ich's
mal, eine Erklärung dafür zu finden:
Im Namenszug, der plastisch über dem Eingang des
Hotels hängt, kann es durchaus gut lauten:
"Hillmann's". Weil der Name durch das Apostroph
somit dort einen konkreten Betrieb
unter eben jenem Namen ausweist. Würde da nur
"Hillmann" stehen, wäre es eher ein
überdimensioniertes Klingelschild, das zwar eine
Person zum Namen dort wohnhaft oder im
örtlichen Bezug ausweist, aber eben keinen
wirtschaftlichen Betrieb kennzeicht, der unter
dem Namen läuft und eine Lokalität für Kunden
darstellt.
Wahlweise müsste /
kann es also in Bezug zum Hotel richtig lauten:
- "Ich bin im Hillmann abgestiegen."
- "Ich bin im Hillmann's."
- "Ich bin in Hillmanns Hotel."
Hiesse Hillmann namentlich
"Hillmanns", müsste der Schriftzug am Hotel dann
" Hillmanns' " lauten.
Das Apostroph im
Firmenschriftzug hat sich bekanntlich oftmals
ganz generell als einschlägiger Teil des Logos
etabliert und entstammt ziemlich sicher
dem Englischen.
Ein Firmenname mit Apostroph liegt gefühlt -
durch die besitzanzeigende Betonung der vom
Kunden zu frequentierenden Geschäftstätigkeit -
deutlich mehr im Schickimicki-Bereich,
als ohne Apostroph.
Daher gibt es in Deutschland
wohl mehr an "Martin's Imbiss" oder "Kathy's
Stricklädchen", als dass sich neue Startups in
der Tech-Branche solche Namen mit Apostroph
geben
würden. Wobei natürlich "Martin's Imbiss"
grammatikalisch falsch ist. Es müsste "Martins
Imbiss" heissen. Oder nur "Martin's" oder
"Martin's. Imbiss." (mit Punkten dahinter).
Dennoch bräuchte das Apostroph
gar nicht zu sein, denn bei z.B Karstadt ist es
ja auch nicht. Oder früher bei Brinkmann und
Barlage nicht, u.s.w.
Wir können feststellen: Im
Englischen bzw. im angelsächsischen Raum
generell, betont man öfter den Besitzstand, als
im Deutschen.
Z.B: Christie's, Sotheby's, Macy's, Mac
Donald's. Hingegen aber z.B.: Karstadt, Hertie,
Horten, Dodenhof, Märklin, Adidas, Trigema
(ebenso reine Familiennamen, bzw.
Zusammensetzung aus Vor- und Zunamen). Die
deutschen Namen ohne Apostroph wirken hier
deutlich bodenständiger und allgemeingültiger,
weil sie eben nicht durch
ein Apostroph-S die "Geschäftstätigkeit als
Besitzstand" extra betonen.
Das setzt sich erkennbar fort im
derzeit bekannten "my-XY". Myhome, mycar,
mycity, my-shop, my cart, my-wassweissich. Es
wurde dann wieder mal versucht, das Phänomen
einzudeutschen, mit z.B. "Mein Schiff", was dort
vielleicht auch noch als Gag durchgehen kann,
aber es klingt eben nicht mehr ganz so
einschlägig wie "myship". Dann gibt es
auch im deutschen Web Dinge wie "mein Konto",
"meine Daten", "mein Einkaufswagen", "meine
Freunde", "mein Profil", u.s.w.
Aber mal ehrlich: Wessen Konten,
Daten, Einkaufswägen sollen es denn sonst
sein, wenn ich ja vorher bereits mein
ureigenes Passwort eingegeben habe!?
Muss man mich denn auch nach meinem
Passwort noch jedes Mal daran erinnern, dass es
meine Daten, meine gekauften
Artikel sind? Ehrt mich das? Brauche ich das??
Fühle ich mich dadurch persönlicher
angesprochen? Würde ich denn sonst die Seiten -
nach Passworteingabe - für das Profil eines
Anderen halten? Reicht es nicht, auf die
Buttons zu schreiben: "Persönliche Daten"? Oder
wenigstens "IHRE Daten", "IHRE Einkäufe", "DEINE
Freunde", "IHR Schiff"? Brauche ich wirklich
diese permanente
Selbstbespiegelung mittels "mein" in der Anrede
eines Anderen? Also ich brauch's nicht, ich
empfinde es eher als Bevormundung, aber ok, es
scheint eben ganze Kulturkreise -
besonders in den Werbeabteilungen - zu geben,
die sich halt derzeit auf jenem
"Bewusstseinsstand" befinden. ;)
Ist also schlicht 'ne kulturelle
Eigenart, den Besitzstand der Geschäftstätigkeit
im Namen mittels Apostroph-S zu kennzeichnen und
zu betonen. Wie es ebenso Teil der
gesamtgesellschaftlichen kulturellen Identität
zu sein scheint, sich mit dem Besitzstand von
Anderen assoziativ selbst zu identifizieren.
Denn jenes Schiff ist ja gar nicht mein Schiff!
Es gehört mir ja gar nicht! Das "my" soll wohl
nur verdeutlichen, dass es "wie für mich
gemacht" ist. Ähnlich beim Apostroph. Wenn ich
zu Hillmann's gehe, dann gehe sozusagen
zu "dem sein Laden". Aber wozu die Betonung,
dass es dessen Laden ist? Ich spreche ihm seinen
Laden ja gar nicht ab! Wenn ich zu Karstadt
gehe, dann gehe ich halt direkt zu ihm,
gehe direkt dahin. Zu Kartstadt eben. Oder wenn
ich einen Porsche fahre, dann fahre ich ja nicht
Porsche's, denn ich fahre ja nicht "Porsche sein
Auto". Oder? Eben.
Das Apostroph im Firmennamen und
das "my" klingt für mich im Prinzip weniger
individuell, klingt eher noch nach
kleinbürgerlicher Gleichmacherei, wenn ich da
bloss zu jemandes
Besitzes gehe, oder mir sagen lassen muss, was
vermeintlich "wie für mich gemacht ist", als
wenn ich direkt zu einem Namensindividuum gehe,
oder zwischen Objekten und
Angeboten auswählen kann, die nichts mit "mir"
zu tun haben, sondern die ersteinmal ganz allein
für sich selbst sprechen. Ich finde das
emanzipierter und individueller.
Aber na ja... es gibt natürlich noch ganz andere
Probleme auf der Welt, als nur dieses dämliche
Apostroph!
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Nr.503
Ballsaal. 27.8.1927 an Herrn u. Frau J.
Kathjen, Hafen Str., Lehe, Wesermünde.
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Eine
Pracht! Leider nur schwarzweiss, in Farbe muss
das umso eindrucksvoller ausgesehen haben!
Die Tapeten oder Wandstoffe dann auf alle Fälle
zweifarbig, die Wandgemälde knallig bunt, das
glänzende Parkett in differenzierten
Hellbrauntönen, die Kronleuchter
golden-metallisch.
Als dann Anfang der 40er-Jahre, sagen wir, ein
paar Luftminen die Saaldecke durchschlugen,
war's vorbei mit der Pracht und der komplette
Ballsaal ging mit Getöse krachbumm flöten!
Ein eher spätes Alb. Rosenthal Motiv ohne
Nummer, dessen Bildunterschrift "Ballsaal -
Dancing Room" lautet, hier also schon mit
internationaler Sprache versehen wurde,
vielleicht weil
viele Karten an die Auswanderer in Amerika
gesendet wurden, vielleicht auch, weil das
Hillmann's viele internationale Gäste
beherbergte und die Karten waren ja
Werbematerial, welche
bestimmt preiswert oder sogar umsonst an der
Rezeption zu erhalten waren.
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Nr.732
Salon. ng.
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Nr.639
Rauch- und Lesezimmer. 20.10.1909 nach London.
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